Island – die Insel aus Feuer und Eis

Island – die Insel aus Feuer und Eis

Als ich gerade eben in Gedanken war und die gesammelten Werke meiner Islandtour von 2013 bestaunte war mir klar, dass jetzt endlich der Zeitpunkt gekommen ist, etwas darüber zu berichten. Viel zu lange habe ich es vor mir hergetragen, obwohl dies doch eigentlich bisher das Abenteuer meines Lebens war. Immerhin ist es schon mehr als 1 Jahr her, als ich das Fahrrad in kleine Stücke packte und mich zu der Insel aus Feuer und Eis aufmachte.

Ich muss zugeben, dass ich nicht gedacht hätte, gerade nach Island zu kommen. Die doch recht trockene und schroffe Landschaft stand zumindest nicht ganz oben auf meiner Reiseliste. Gerade deswegen war ich erstaunt, als am 30.05.2013 mein Flugzeugmodus am Smartphone angeschaltet wurde. Da befand ich mich doch tatsächlich auf dem Weg nach Island. Mit meinem Kumpel Martin Moratz (www.martinmoratz.com), den ich zuvor nur aus einem Forum und Skype kannte, wollte ich also die nächsten 3 Wochen quer durch Island reisen? Manche werden denken: „Ist der Kerl verrückt?“. Schon ein bisschen ja und da bin ich stolz drauf, denn sonst könnte man so eine Reise nie antreten.

Martin war der idealer Reisepartner, da er genauso gerne fotografierte, wie ich auch. Schließlich war das einer der Hauptgründe für mich, so eine faszinierende Reise überhaupt erst anzutreten. Natürlich wollte ich auch das Land kennen lernen, um später ein mal darüber zu berichten. Island sollte aber nicht einfach mit dem Auto durchfahren werden, das wäre ja auch zu einfach. Mit dem Fahrrad und ein Zelt im Gepäck wollten wir es einmal außen herum wagen. Die Natur sollte dabei unser Verbündeter sein. Wir wollten im vornherein alles Planen, von der genauen Route bis hin zur Ausrüstung. Doch schnell ist uns aufgefallen, dass das alles keinen Sinn hat. Einfach drauf zu und los.

Blick aus dem Zelt in Richtung Westküste

Blick aus dem Zelt in Richtung Westküste

Schlafplatz direkt vor dem Gullfoss Wasserfall

Schlafplatz direkt vor dem Gullfoss Wasserfall

Gullfoss - ein beeindruckender Wasserfall am Golden Circle

Gullfoss – ein beeindruckender Wasserfall am Golden Circle

Gullfoss Langzeitbelichtung

Gullfoss Langzeitbelichtung

In Island hat Mutter Natur ihre ganze Kraft gezeigt. Aus Feuer und Eis entstand über Millionen von Jahren eine unverwechselbare und traumhafte Landschaft. Planung war hier einfach nicht möglich. An jedem Fleck der Insel konnte man sich statt nur Minuten, ganze Stunden aufhalten. Auch das Wetter war eine Sache. das nicht berechenbar war, zu keiner Zeit!

Unser Flug ging von Berlin etwa 3 1/2 Stunden bis nach Keflavik. Ich bin vorher noch nie geflogen und war schon etwas aufgeregt. In Keflavik kamen wir kurz nach Mitternacht an und übernachteten erst mal in einem kleinen Motel namens Alex, was etwa 4 Kilometer vom Flughafen entfernt war. Wir nutzten den Abholservice des Motels, da unsere Fahrräder vom Flug her noch in Kartons gepackt waren. Für Islandreisende ist das Motel sehr zu empfehlen. Schöne kleine Zimmer, leckeres Essen, gastfreundliche Mitarbeiter und preislich ganz human. Am nächsten Morgen konnten wir ausgiebig und in Ruhe frühstücken, duschen und unsere Fahrräder zusammenschrauben.

Dann sollte es auch schon los gehen, unsere große Islandreise. Nun ja, leider war der Start alles andere als leicht. Es fing in strömen an zu regnen, dazu massiver Wind. Gefühlte 2 Stunden später hatten wir etwa 4 Kilometer geschafft und waren beide komplett durchnässt. Eine Planung ist in Island einfach nicht möglich, das wurde uns dann noch mal klar. Jetzt konnten wir definitiv nicht weiterfahren und suchten das nächste Kleidergeschäft auf. Ich kaufte mir eine neue Regenjacke (vorher hatte ich nur so eine komische Allwetterjacke dabei) und Martin investierte in eine ordentliche Regenhose. Jetzt endlich sollte das Abenteuer richtig starten und die nächsten Tage verliefen wirklich gut, ohne großen Zwischenfall. Wir fuhren größtenteils auf der Ringstraße gegen den Uhrzeigersinn, machten aber immer wieder Abstecher in das Innere des Landes. Als Beispiel wäre da die Blaue Lagune zu nennen, wofür wir mehrere Kilometer von Grindavík aus ins Landesinnere fahren mussten. Von der Bláa Lónið, wie sie von den Isländern genannt wird, hätten wir uns allerdings etwas mehr erwartet und auch die Eintrittspreise sind ein Wucher gewesen. Am Ende sind aber auch dort ein paar schöne Aufnahmen der alten Lagune entstanden, weshalb sich der Umweg allemal gelohnt hat. Auf unserer weiteren Reise durch den Süden fuhren wir am Skaftafell vorbei und blieben einen ganzen Tag lang am Jökulsárlón hängen. Hier war es einfach so magisch und auch die Mitternachtssonne ist uns gnädig geblieben. Wir entschieden uns für einen Zeltaufbau direkt neben dem See und gingen fotografieren. Der Gletschersee mit seinen riesigen Eisbrocken liegt direkt neben dem größten Gletschers Island, dem Vatnajökull.

Die Menschen in Island sind zum Teil wirklich sehr nett und gastfreundlich. Auf unserer Fahrradtour haben wir eines Tagen bei einem privaten Zeltplatz übernachtet, daneben befand sich gleich ein Wohnhaus. Da der darauf folgende Tag total verregnet war wurde die Entscheidung getroffen, im Zelt zu bleiben bis Besserung in Sicht ist. Wir kamen auf die Idee, bei der Familie zu klingeln, um eventuell unsere Akkus aufzuladen. Nach einem kurzen Gespräch bat man uns zu einer Tasse Kakao herein und zeitgleich durften wir auch unsere Akkus laden, ja konnten auch das private WLAN nutzen. Später lud man uns sogar noch zum Abendbrot ein. Am nächsten morgen stand der Pickup des Familienvaters vor der Tür und nahm uns samt Fahrrad mit in die nächste Stadt. Wir bedankten uns, drückten ihm bisschen Geld in die Hand und fuhren dann weiter. So viel Gastfreundlichkeit sieht man hier nur selten.

Godafoss

Godafoss

Hafen

Hafen

Schwarzer Sand bei Vík í Mýrdal

Schwarzer Sand bei Vík í Mýrdal

Im Norden des Landes ist das Gebiet rund um den See Mývatn empfehlenswert. Hier gibt es neben Vulkane auch Pseudo-Krater und heiße Quellen in Höhlen zu bestaunen. Wir haben in der Höhle Namens Grjotagja das baden getestet und es für gut empfunden. Es war zwar sehr heiß, aber auch richtig angenehm. Auf deutsch heißt Mývatn übrigens Mückensee. Der Name kommt nicht von irgendwoher, auch wir hatten zum Teil mit großen Mückenschwärmen zu kämpfen, die sich um den See bildeten. Im Norden Islands war unser nächstes Ziel der Godafoss. Beeindruckend und zugleich magisch, wie die Wassermassen hinab an den schroffen Feldformationen stürzen. Auch hier schlugen wir unser Zeltlager direkt vor dem Wasserfall auf. Es ist sehr angenehm, neben dem Rauschen eines Wasserfalls einzuschlafen 😉

Am Ende blieben uns noch ein paar Tage Zeit Reykjavík, die Hauptstadt Islands, zu erkunden. Es ist eine tolle und erlebnisreiche Stadt, mit viel Charm, einer Menge an Sehenswürdigkeiten und fantastischen Orten. Durch Zufall entdeckten wir in der Innenstadt das kleine Fotoatelier von Örvar & Mai (http://www.arcticphoto.is). Wir kamen etwas mit Mai ins Gespräch und bestaunten nebenbei die wundervollen Isländischen Naturbilder.

Dann ging es für uns weiter Richtung Hallgrímskirkja, dem größten Kirchgebäude Islands. Atemberaubend und majestätisch wacht es über Reykjavík, von überall aus zu sehen. Die Touristeninformation, welche wir ganz am Anfang aufsuchten, empfahl uns unter anderem diese Kirche als touristische Sehenswürdigkeit und wir wurden nicht enttäuscht. Sie ist definitiv einen Besuch wert. Unser weiterer Weg verlief in Richtung Perlan, dem Warmwasserspeicher der Stadt. Von hier aus wird Reykjavík mit bis zu 85 Grad warmen Wassers versorgt. Dadurch, das Perlan auf einem Hügel liegt, sind nicht mal irgendwelche Pumpen notwendig, um das Wasser zu verteilen. Beeindruckend ist neben dem drehenden Restaurant die Aussichtsplattform auf der obersten Etage. Von hier aus hat man einen super Ausblick über Reykjavík. Und die Stadt hat es wirklich in sich. Sie ist lebendig, offen, entdeckerfreudig. Definitiv sollte man sich das nicht entgehen lassen.

Die Ringstraße führt außen um Island herum

Die Ringstraße führt außen um Island herum

Der Gletschersee Jökulsárlón zur Mitternachtssonne

Der Gletschersee Jökulsárlón zur Mitternachtssonne

Godafoss

Godafoss

Blick über Reykjavík

Blick über Reykjavík

Auf unserer Reise merkten wir relativ schnell, dass man mit dem Fahrrad nur bedingt vorankommt. Heftige Windstärken machten uns manchmal wirklich das Leben schwer. Wir entschieden uns, ab und an den Bus zu nehmen, da hier Fahrradmitnahme kein Problem war. Nur so konnten wir Island in der vorgegeben Zeit einmal umrunden und hatten am Ende noch Zeit für den Golden Circle, genau definierte Sehenswürdigkeiten rund um Reykjavik. Darunter zählt der Gullfoss Wasserfall, der Strokkur Geysir und der Þingvellir-Nationalpark.

Auf unserer Reise sahen wir viele Dinge. Wunderschöne Natur, grandiose Sonnenuntergänge, Lagunen, heiße Quellen, Vulkane, Wasserfälle, Gletscher, Seen und vieles mehr. Am Ende haben wir die 3 Wochen meiner Meinung nach gut ausgekostet, haben viel gesehen und erlebt. Vor allem sind wunderbare Bilder heraus gekommen, die einem noch lange an Island erinnern. Man kann gar nicht alles erlebtes zum Ausdruck bringen, jeder muss das selbst erlebt haben. Ich war definitiv nicht das letzte mal in Island und obwohl unter anderem mein Gepäckträger gebrochen ist, mein Zelt ein Loch bekommen hat und andere kleine Strapazen, war es doch ein wahres Abenteuer.

Meine Islandtipps für euch:

  • Packt gute Regenkleidung ein, es kann in Island ganz schön ungemütlich werden. Am besten richtige Hardshell-Sachen, keine sogenannte Allwetter-Kleidung.
  • Nehmt genügend Speicherkarten und Akkus mit. Nicht überall ist Strom vorhanden und meist muss man auch gut dafür bezahlen. Außerdem gibt es in Island so viele Dinge zu fotografieren, da will man gar nicht mehr aufhören.
  • Kauft nicht den billigsten Gepäckträger für euer Fahrrad. Ich habe den Fehler gemacht, einen billigen gekauft und es später bereut. Zwar sind viele Straßen in Island gut ausgebaut, möchte man aber auch mal etwas ins Landesinnere, muss man wohl oder übel über Schotterpisten fahren. Wollt ihr doch das Risiko mit einem billigen eingehen, dann empfehle ich euch Isolierband. Damit habe ich meinen geflickt 🙂
  • In Island könnt ihr aus jedem Bach oder jeder Quelle trinken, sagte uns ein Rancher. Außerdem erfuhren wir von einem netten Busfahrer, dass in Island das sogenannte Jedermannsrecht gilt. Man kann also überall zelten, sollte aber auf die Vegetation Rücksicht nehmen. In einigen Naturschutzgebieten ist das Wildcampen aber direkt untersagt. Das Gebiet rund um den Myvatn See wäre da als Beispiel zu nennen. Am besten erkundigt man sich vorher beim Grundstückseigentümer oder einem ortsansässigen Rancher, ob das Zelten erlaubt ist.
  • Nehmt eine Kreditkarte mit, es gibt überall Automaten zum Geld abheben.
  • In Island kommt man fast nur mit Englisch voran. Es ist also gut, wenn ihr wenigstens ein bisschen Englisch sprechen könnt.
  • Es ist kein Problem, dass Fahrrad im Flugzeug mit zu nehmen. Einen passenden Karton gibt es meist beim örtlichen Fahrradhändler, da müsst ihr einfach mal fragen.
  • Euer Zelt sollte stabil sein, in Island gehen zum Teil kräftige Winde. Ich selbst hatte ein Vaude Hogan UL mit und keine Probleme.
  • Gaskartuschen gibt es fast überall zu kaufen.
  • Achtet bei eurer Kamera und euren Objektiven darauf, dass diese zumindest Spritzwassergeschützt sind. Gerade wenn man bei den Wasserfällen fotografieren möchte, kann das nur von Vorteil sein.

Mein Fotoequipment für die Reise:

  • 5D II
  • 24-105mm
  • 70-200mm
  • 2 Akkus, 3 Speicherkarten, Fernauslöser, externe Festplatte und Kartenleser
  • stabiles Stativ